Und jetzt ein PC fürs Kind?


Es dauerte nicht lange und mein Smartphone war ein Ort, an dem man gegen den Sandmann kicken, mit Bibi Blocksberg Drachen aufziehen, mit den Fingern malen, mit den Ampelinis Verkehrsregeln oder mit Janoshs kleinem Bären auf dem Weg nach Panama Buchstaben lernen konnte. Fasziniert beobachtete ich, wie selbstverständlich sich Maria durch das virtuelle Kinderzimmer wischte.

Natürlich hatte ich alle Spiele zuvor allein selbst gespielt. Einige, die mir zu vollgepfropft mit Werbung oder „verbind dich mit deinen Freunden“-Aufforderungen waren, löschte ich, noch bevor Maria sie sah. Bei anderen wie „Hello Kittys Beautysaloon“ hatte ich mit Maria zusammen bis zu dem Punkt gespielt, an dem „Kitty-Points“ gekauft werden müssen. Dann erklärte ich ihr, dass wir echtes Geld ausgeben würden, welches wir sparen müssten. Das Eis am nächsten Tag wäre damit also futsch. Da hatte sie dann keine Lust mehr mit Kitty Haare zu waschen, wir löschten das Spiel gemeinsam und kickten noch eine Runde gegen den Sandmann.

Jeden Abend, wenn ich von der Arbeit kam, durfte Maria 15 Minuten mein Handy haben – zum Drachenpflegen oder wonach ihr sonst der Sinn stand. Zur Schuleinführung wünschte sie sich inzwischen kein riesiges Filly-Kuschelpferd mehr, sondern einen eigenen Wisch-Computer.

Wieder packten mich Zweifel. War sie dafür nicht noch zu jung? Sicher, eine der Schlüsselqualifikationen des 21. Jahrhunderts ist neben Lesen und Rechnen auch der Umgang mit neuen Medien. Aber würden wir vielleicht mit dem PC in der Zuckertüte den Grundstein legen, der aus unserer aufgeweckten, kontaktfreudigen und kommunikativen Tochter einen vereinsamten Nerd ohne Kindheit machen würde? Was mich hoffen ließ war, dass Maria, nachdem ich wegen Heiserkeit ein paar Tage meinem Telefon das Erzählen der Guten-Nacht-Geschichte überlassen musste, Realität einforderte. „Du liest viel schöner Mama“. 

Passend zu der Frage, ob neue Medien in der Kindheit schaden, sagte Christine Feil, Kindermedienexpertin beim Deutschen Jugendinstitut (DJI) in München, im Gespräch mit dem evangelischen Nachrichtendienst epd: „Bei Büchern hieß es im 19. Jahrhundert: Das ist nichts für Kinder. Lesen verdirbt. Und dann ist ein ganzer Kinderbuchmarkt entstanden.“

Klar, niemand würde seiner kleinen Tochter vorm Schlafengehen Marquis de Sade oder Stephen King vorlesen. Wir müssten also vor allem sicher stellen, dass Maria nur in die „Kinderabteilung“ des World Wide Web kommt. Die Möglichkeiten dafür sind vielfältig: So kann man auf normalen Tablets spezielle Software installieren - mehr zum Thema Jugendschutzfilter gibt's bei klicksafe. Oder man kann direkt ein Tablet für Kinder kaufen. Wir entschieden uns für letzteres. Es begann eine wahre Odyssee.