Zur Schuleinführung hatten wir Maria ein Kindertablet geschenkt. Das quittierte allerdings nach ungefähr eineinhalb Jahren den Dienst und blieb schwarz. Seitdem sind Marias Apps auf unseren Tablets verteilt. Wenn sie möchte, kann sie damit spielen, sie muss nur Bescheid sagen.
Wenn sie zu ihren Spielen scrollt, kommt sie an den Symbolen unserer Apps vorbei. Kennt daher das weiße F auf blauem Grund, das Twittervögelchen, das Youtube-Symbol. Und sie hört überall zu. Satzfetzen wie „bei Facebook gesehen“ oder „bei Twitter gelesen“ sind ihr vertraut, noch bevor sie in der SocialMedia-Welt ein eigenes Profil hat.
Vor kurzem war eine Schulfreundin von ihr zu Besuch. Die beiden Mädchen spielten Mutter-Kind, Reiterhof und Schule. Nach dem Abendbrot meinten die beiden, sie wollten mit Tablets spielen. Aber mit eigenen. Dafür bräuchten sie Folientüten, die man beschreiben könnte. Dann verschwanden sie damit ins Kinderzimmer. Nach einer Weile kamen sie aufgeregt mit ihren Tablets zurück. Auf Papier hatte jede einen Bildschirmrahmen gezeichnet und die Folie so davor geklebt, dass sie noch Blätter dazwischenschieben konnten. An der Folie klebte eine kleine Papierschlaufe, in der ein Wegwisch-Tüchlein steckte.
Statt zum Computer zu greifen, spielten sie auf ihren gebastelten Tablets, in dem sie hinter die Folie ein Blatt schoben, auf dem „Spiele“, „Mail“, „Gogel“ oder „Fersburg“ stand, und mit Filzstiften etwas auf der Folie notierten. Dann zeigten sie sich gegenseitig, was sie in ihr Internet geschrieben hatten und wischten es danach wieder weg.
Als ich am nächsten Abend nach Hause kam, fragte mich Maria nach der Begrüßung: „Kann ich bei Twitter schreiben, dass du heute mal mit Kopfhörern gekommen bist?“ Als ich „ja“ sagte und etwas verwirrt guckte, meinte sie: „Nicht in deinem Telefon, in meinem Tablet. Das hat auch Twitter.“
In diesem Moment war ich verdammt stolz auf meine Tochter. Sie hatte verinnerlicht, was ich versuche, ihr vorzuleben: Miteinander reden, bevor man übereinander postet. Selbst wenn das Internet nur aus Papier ist.
P.S. Maria hat auch diesen Post gegengelesen. Und ihn ihrer Freundin zum drüber schauen gegeben, weil sie ja auch darin vorkommt. Sie haben ihr Okay gegeben. Es fehle nur, dass ich auf alle beide stolz bin, weil sie sich die Idee gemeinsam ausgedacht und gebastelt haben.
Recht haben sie ;)