Cyber-Grooming – ein dunkles Phänomen der virtuellen Welt, dass die ARD auf die große Bühne stellte, mit einem Themenabend und dem Thriller „Das weiße Kaninchen“ beleuchtete. Der Film, in dem die 13-jährige Sara (Foto) in einem Chat einen Verehrer zu finden glaubt, vom ihm missbraucht wird und sich ausgerechnet einem pädophilen Lehrer anvertraut, zeigt eindrucksvoll die gefährlichen Facetten von erfundenen Identitäten, falschen Versprechen und realen Übergriffen. Ein filmisches Schlaglicht, dass wohl bei vielen Eltern für schlaflose Nächte sorgen wird. Und das soll es auch.
„Das Ausmaß und die Häufigkeit dieser Vergehen sind erschreckend, doch noch erschreckender ist die fehlende Sensibilisierung im Hinblick auf die Gefahren bei der Nutzung sozialer Medien“, heißt es im Statement der Produzenten zum Film. „Es mangelt nach wie vor an Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen, aber auch bei Eltern und Erziehern.“
Auch die 15-jährige Hauptdarstellerin Lena Urzendowsky musste Cyber-Grooming erstmal im Internet recherchieren, als sie die Einladung zum Casting bekam. Inzwischen sei sie vorsichtiger geworden, welche persönlichen Informationen sie mit wem teilt, erzählt sie im ARD-Interview. Die Schauspielerin kann aber auch verstehen, warum Sara ihrem Online-Freund blind vertraut und ihm Oben-ohne-Selfies schickt: „Sie ist einfach unsicher und wünscht sich einen Freund, aber vor allem eine Bestätigung für ihr Selbstwertgefühl. Und genau dann kommt dieser Kevin und sagt ihr das, was sie hören will! Der hat exakt den richtigen Moment abgepasst, durchschaut sie und wickelt sie um den Finger.“
Um Heranwachsende vor Cyber-Grooming zu schützen, sei es wichtig, vorher miteinander über mögliche Gefahren zu reden, meint Julia von Weiler, Geschäftsführerin des Vereins „Innocence in Danger“, der sich gegen sexuellen Missbrauch von Kindern engagiert. Am besten wäre es, wenn die Jugendlichen im Netz weder persönliche Informationen noch kompromittierende Fotos teilen würden. Aber das sei illusorisch. Von Weiler: „Vor kurzem meinte eine Jugendliche zu mir: ‚Worüber sollen wir uns dann noch unterhalten? Übers Wetter?‘ Und irgendwie hat sie ja recht.“ Online-Kommunikation gehört zum Leben der Jugendlichen dazu. „Geben Sie Ihrem Kind auf den Weg, dass es nachdenkt, bevor es sendet: Kann ich der Person wirklich vertrauen?“, meint von Weiler, „Und, dass es mit sensiblen Daten wie Adresse, Schule, Handynummer achtsam umgeht.“
Wenn ein Kind sich im Fall von Cyber-Grooming an die Eltern wendet, könnten die sich – bei aller Panik – auch freuen. Über das Vertrauen. „Machen Sie Ihr Kind auf keinen Fall mitverantwortlich, nach dem Motto: ,Wie konntest du nur’. Loben Sie Ihr Kind dafür, dass es Ihnen davon erzählt“, meint Julia von Weiler. Dann sollten mit dem Kind gemeinsam die nächsten Schritte überlegt werden.
Rat und Hilfe finden Eltern und Jugendliche unter
www.innocenceindanger.de/hilfehotlines
www.juuuport.de
www.nummergegenkummer.de
www.schau-hin.info/
www.save-me-online.de