Fast vergessen und doch immer da

Ende Mai hatten wir ein Foto von Marias Puppe Anna auf eine Reise im Internet geschickt. Später kam der letzte Schultag und Freunde, Ferien und Federvieh bestimmten Marias Welt. Doch zu unserer beider Überraschung meldete sich Anna plötzlich zurück. Wie aus heiterem Himmel lagen neue Bilder von Anna im Mailfach. Maria freute sich, sah sich jedes Foto an und las die Grüße an sie laut vor. Dann wollte sie wissen: „Woher kommen die jetzt?“ Ich hatte keine Ahnung. Und es wurden immer mehr. Es war fast ein bisschen unheimlich.

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Reisetagebuch eines Fotos

Puppe Anna verschleierte sich in Russland, in Dresden trug sie eine Mütze gegen den Regen und in Wien flatterte ihr auf einer Wiese ein Schmetterling ins Haar. Aus einem einzigen Foto wurde dank vieler lieber Menschen ein poetischer Ausflug in die Weiten der digitalen Möglichkeiten.  „Und das kann man auch mit Fotos von mir machen?“, wollte meine Tochter wissen. „Ja mein Schatz.“

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Der König auf dem Klo

Mein Kind ist gerade in der Lage die ersten Wörter zu schreiben, und ich zerbreche mir schon den Kopf, wie ich sie fürs Fotos posten sensibilisieren kann. Denn ich weiß aus meiner Erfahrung als Journalistin, welche Dynamik so ein im Internet losgelassenes Foto entwickeln kann. Das Du-könntest-dir-deine-Zukunft-verbauen-Argument ist für ein Kind wohl viel zu abstrakt. Aber ich will meine Tochter auch nicht mit Geschichten ermordeter Teenager oder gemobbter Mädchen horrorisieren. Deshalb schreibe ich an einem Märchen.

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Warum Fotos lügen können

Wir standen an der Haltestelle und warteten auf den Bus als Maria sagte: „Guck mal Mama, das ist das glücklichste Baby, das ich je gesehen habe“. Ich scannte alle drei Babys in der Nähe und fand das keines besonders glücklich aussah. „Wo denn, Schatz?“ „Da, auf dem Foto!“ Das Foto war ein Werbe-Plakat für ein Volksfest und das Babymodel dank Fotoshop zu einem strahlenden, überdimensionalem Glückskeks mutiert. „Schatz, das ist Werbung und das Foto nicht echt.“

 

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