Laut McAfee-Studie vertrauen 71 Prozent der Eltern darauf, dass ihr Kind schon weiß, was es im Internet macht. Schließlich ist es ja ein „Digital Native“, ein digitaler Eingeborener. Allein der Begriff suggeriert eine Autorität, die ein Kind noch nicht haben kann. Mama und Papa sind davon extrem verunsichert.
Wie sehr, merkte ich beim Elternkurs „Sicherheit im Umgang mit Computer und Internet“ von Michaela Graf, Referentin in der Fachstelle für Suchtprävention Berlin (Kurstermine hier). Ich hatte mir einen Sonnabendvormittag freigeschlagen und saß mit anderen Müttern und Vätern in einem Präventionskurs zum verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien in der Fachstelle für Suchtprävention. Internet ist inzwischen ein anerkanntes Suchtmittel und ich wollte mehr über den GESUNDEN Umgang wissen. Eine Mutter erzählte, dass ihre Söhne stundenlang im Rollenspiel„World of Warcraft“ abtauchten und dort als Zauberer gegen Monster und böse Mächte kämpften. Die Krux an dem Spiel ist, dass es keine Stopp- oder Pausetaste hat. Es geht nicht mit dem heimischen Computer aus, sondern läuft im Internet immer weiter. Suchtfaktor: Extrem hoch!
Eigentlich hatte die Mutter das ganze verbieten wollen, aber sie war sich unsicher. Ihr Worte „Das ist doch noch nichts für dein Alter“ wurde mit einem „Dann spiel ich es eben bei Freunden“ gekontert. Das verunsicherte sie nun total. Es gab also Eltern von Kumpels, die das erlaubten. Als dann noch ein Freund der Familie dem Kind ein Rollenspiel zum Geburtstag schenkte, gab sie sich am Ende geschlagen.
„Was sollte ich denn machen!??????“, schloss die Mutter ihren Bericht und wir verstanden ihr Dilemma. Die Referentin der Suchtprävention betonte, dass es für Kinder selbstverständlich sei, sich miteinander zu vernetzen und das auch Eltern dies untereinander tun sollten - um zu besprechen, was erlaubt wird und was nicht.
Kinder können sich in den aufregenden Fantasiewelten von Rollenspielen leicht verlieren. Ab einem bestimmten Level braucht man auch andere Spieler, die mit einem gemeinsam kämpfen. Und da es „World of Warcraft“ überall auf der Welt im Internet gibt, ist immer irgendwo jemand auf der Suche nach einem Alliierten – und sei es in Japan. Da fiel mir wieder ein, dass ein Kollege mal erzählt hatte, dass er den Sohn auf seinem iPad spielen ließ – und der Bengel mit Papas Daten im Rollenspiel für 400 echte Euro virtuelle Schwerter und Zaubertränke kaufte. Damit wurde sein Spieler-Ich, auch Avatar genannt, stärker und mächtiger als die anderen. Papas Wut später allerdings auch. Der Hammer war, dass es keine Möglichkeit gab den Kauf rückgängig zu machen. Weder bei der Bank noch beim Spielbetreiber.
Ich habe nach dem Kurs beschlossen, nicht mit Kredit- sondern nur mit Prepaid-Karte im Appstore einkaufen zu gehen. Falls Maria irgendwann mal mit meinem Smartphone virtuelle Lockenwickler shoppt, gehen wenigstens nur 20 Euro flöten...