Reisetagebuch eines Fotos


Eine Auswahl der zurückgekommenen Fotos: Danke an all die kreativen Reisehelfer

Eine Auswahl der zurückgekommenen Fotos: Danke an all die kreativen Reisehelfer

Anna verschleierte sich in Russland, in Dresden trug sie eine Mütze gegen den Regen und in Wien flatterte ihr auf einer Wiese ein Schmetterling ins Haar. Aus einem einzigen Foto wurde dank vieler lieber Menschen ein poetischer Ausflug in die Weiten der digitalen Möglichkeiten.

Ich hatte meiner Tochter Maria begreiflich machen wollen, welche Dynamik Bilder im Netz bekommen können, und deshalb mit ihr zusammen ein Foto auf virtuelle Reise geschickt. Maria hatte ihre Puppe Anna mit einer Nachricht auf das Abenteuer vorbereitet und das Bild geschossen, ich eine Mailadresse für die Rückmeldungen eingerichtet. Dann begann Annas Reise auf meinem Blog und bei Facebook.

Schon am ersten Tag meldete sich Anna das erste Mal zurück: mit Rahmen und Sprechblase. Wie immer kontrollierte ich zuerst, was meine Tochter zu sehen bekommen würde. Danach zeigte ich ihr die Mails mit den Bildern ihrer Anna. Maria betrachtete jedes Foto eingehend und erzählte mir, was sich geändert hatte. Oft hatte Anna sich verdoppelt oder neue Kleider an, manchmal lächelte sie, hielt Tiere, Blumen und sogar eine Cola in der Hand. Sie stand auf einer Wiese, vor einem See und im Schwimmbad, wurde Fee, Pippi Langstrumpf, Kätzchen, Punkerin und Chefin von Deutschland. „Und das kann man auch mit Fotos von mir machen?“, wollte Maria oft wissen. „Ja mein Schatz.“

Bei  Facebook gab es auch Kritik an der Aktion. Es sei zu früh, der Ansatz fragwürdig und Maria zu jung. Auch davon erzählte ich meiner Tochter teilweise. „Wenn man was ins Internet stellt, kann es auch sein, dass andere das doof finden und das schreiben.“

Ab und an begleitete Anna aber auch ein lieber Gruß an die Puppenmutti in dem stand, wo Anna gerade Station machte. Dann  zeigte ich ihr die Stadt auf der Karte. „So weit ist geht das Internet“, meinte sie ungläubig, als eine Mail aus Paris kam, wo wir im vergangegen Jahr ein paar Tage Urlaub gemacht hatten. Ja soweit. Und noch viel weiter.

Das alles muss du bedenken, wenn du Fotos von dir ins Internet stellst“, meinte ich später zu ihr.  Maria dachte kurz nach und wollte dann wissen: „Mama, wenn ich groß bin, muss ich meine Fotos dann ins Internet machen?“ „Nein meine Sonne.“
Wenn Maria mich das nächste Mal im Büro besucht, wollen wir aus Annas Reisebildern ein Plakat machen. Als Erinnerung.


P.S. Bei der Recherche zum Thema Kinder, Eltern und Fotos bin ich auf Folgendes  gestoßen:
www.find-das-bild.de ist ein Bildersuchdienst für Kinder. Die können bei dem Projekt des Historikers Michael Schnell Fotos aus verschiedenen Rubriken wie Tiere, Wetter, Verkehr herunterladen und kostenlos für Hausarbeiten, Blogs oder Schülerzeitungen verwenden.
Auch beim Medienarchiv Wikimedia gibt es Fotos die gegen Urhebernennung lizenzfrei sind. Zum Beispiel aus der Naturwissenschaft unter commons.wikimedia.org/wiki/Commons:Picture_of_the_Year?uselang=de. Allerdings ist das Wiki-Archiv nicht speziell auf Kinder ausgerichtet, weshalb ich dort nur gemeinsam mit Maria stöbern würde


Aufs Foto klicken und Annas Reise beginnt...