Um Maria auch im Internet den Wert des Geldes zu vermitteln, hatten wir ihr eine Guthabenkarte als eine Art digitales Taschengeld zum Geburtstag geschenkt. Mit einem Smiley aus Punkten darauf, die jeweils einen Euro symbolisierten
Apps zum Lernen oder Basteln oder neue Spiele für die Reise kauften wir. Wenn Maria aber eine Anzieh-App oder ein Kümmerspiel wollte, müsste sie dafür mit ihren Taschengeld-Punkten zahlen. Bis sie wirklich den Smiley anriss, verging aber eine lange Zeit.
Denn Maria hatte schnell die Bedeutung des Wortes Gratis verstanden. In ihrer Welt hieß das: Ich bekomme das Spiel, und das Gesicht bleibt trotzdem ganz. Bei Spielen, die nach kurzer Zeit auf einen Zukauf bestanden, war Maria eher zum Löschen bereit als zum Bezahlen.
Was mich wieder zum Nachdenken brachte. Statt sich ein ordentliches Spiel mit schöner Grafik zu kaufen, würde sie sich lieber mehrere mit Werbung überfrachtete Gratis-Spiele herunterladen. Das hatte ich nun auch nicht gewollt!
Deshalb führten wir ein langes Mutter-Tochter-Gespräch. Ich erklärte ihr, dass auch Gratis nicht umsonst bedeutet. Dass die Leute, die die Spiele machten, auch Geld zum Leben brauchen. Also holten sie sich von den Spielern ihre Daten, ihre Zeit oder ihre Aufmerksamkeit und verkauften die an anderer Stelle.
So ganz konnte mir Maria nicht folgen. Deshalb zeigte ich ihr den Unterschied zwischen einem gekauften Spiel, dass keine Werbe-Einblendungen hatte und meiner Gratis-Solitäre-App. Beim mit Geld bezahlten Spiel konnte sie nach jeder Runde sofort wieder neu anfangen. Beim Solitäre hingegen musste sie sich jedes Mal Werbung zeigen lassen. Mit der Stoppuhr im Smartphone sammelten wir die Sekunden, die ihr so verloren gingen und zur Minute wurden. Sie konnte sich auch noch an einige der Einblendungen erinnern. Das war die Aufmerksamkeit, die sie gezahlt hatte.
Danach änderten wir die Regeln fürs digitale Taschengeld. Wenn Maria manchmal eine neue App haben möchte, kaufen wir sie. Nur die Zauberkräfte, Geldscheine oder Diamanten im Spiel muss sie bezahlen.