In meiner Facebook-Timeline stolperte ich über einen Barbie-Experimentierkasten. „Spielend einsteigen in Naturwissenschaften und Technik“, hieß es da. Und „MINT-Themen spannend aufbereitet.“ MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Nach althergebrachten Rollenklischees typische Jungs-Themen.
Als Mädchen-Mutter versuche ich, meine Tochter auch dafür zu begeistern. Zum einen, weil MINT-Berufe in der zukünftigen Arbeitswelt eine wichtige Rolle spielen werden. Zum anderen, weil ich fest überzeugt bin, dass ihr ein gewisses Verständnis für Algorithmen und technische Prozesse helfen werden, den digital geprägten Alltag kreativ mitzugestalten statt nur zu konsumieren.
Deshalb haben wir ihren neunten Geburtstag in der Haba-Digitalwerkstatt gefeiert, wo sie mit ihren Freundinnen aus Zahnbürsten kleine Elektro-Insekten bastelte. Lag unterm Weihnachtsbaum ein Roboter, dem sie per App Gesichtsausdruck und Bewegungsabläufe diktieren kann. Deshalb lesen wir gerade „Hello Ruby, Programmier dir deine Welt“ und wollen im Juni auf der „Maker Fair Berlin“ und der „Tincon“ herumstreifen, basteln und entdecken.
Und ich wäre dafür sogar bereit, Barbie die Kinderzimmertür zu öffnen, obwohl ich mich bisher gegen ihren Einzug gesträubt habe, weil sie für mich ein in Plastik gepresstes sexistisches Frauenbild symbolisiert.
Dann las ich, wie Mädchen mit der dünnen Blondine Naturwissenschaft und Technik entdecken können: Drehbare Kleiderschränke und Schuhregale bauen, ein Gewächshaus mit Ventilator oder eine Hängematte mit beweglichem Fächer.
Fehlt nur noch ein faltbares Bügelbrett, dachte ich und riss innerlich die Kinderzimmertür wieder zu. Was für ein Klischee-Dreck, war mein Urteil.
Aber vielleicht tue ich Barbie damit Unrecht. Wenn Mädchen mit ihr und ihrem Kleiderschrank zu Tüftlerinnen werden, könnte das ein Schritt sein - weg von Pink hin zu Mint.
P.S. Initiativen die Mädchen und jungen Frauen MINT-Berufe nahebringen wollen sind u.a.
Girls Day, HerCareer, mint:pink, „Komm, mach MINT.“