Bisher habe ich vor allem versucht, meiner Tochter nahezubringen, dass sie später bei Instagram & Co. nicht zu persönliche Momente von sich ins Netz stellt. Doch sie kann sich dort auch mit kleinen Gesten nackt machen. Das fiel mir auf, als ich vor kurzem einen Artikel las, in dem japanische Wissenschaftler davor warnen, Selfies mit zum Victory-Zeichen gereckten Fingern zu posten. Aus diesen Bildern würden sich leicht Fingerabdrücke herauszoomen und stehlen lassen.
Diese werden immer häufiger genutzt, um mit biometrischen Sensoren Telefone, PCs oder Türen zu sichern.
Die eigene Identität als Schlüssel - so das Versprechen.
Doch es ist eine trügerische Sicherheit, wie ich seit der Wiener Privacy Week verstanden habe. Dort erzählte der Hacker Starbug vom Chaos Computer Club extrem unterhaltsam, wie er mit Hilfe von Holzkleber Fingerabdrücke nachbilden und damit beispielweise den Fingerabdruckscanner des iPhones überwinden konnte. Auch Authentifizierungssysteme wie Irisscanner und Gesichtserkennung führte er in seinem Vortrag ad absurdum, in dem er statt des Gesichts einfach ein Kopf-Foto vor das Sicherungssystem hielt.
Die größten Lacher allerdings gab es, als der Biometrieforscher die digitale Lebenderkennung austrickste. Ein System, dass schon bald beim Bezahlen mit dem Smartphone zum Einsatz kommen könnte: Selfie-Video statt Pin-Nummer. Durch Augenblinzeln soll dabei sichergestellt werden, dass der Gegenüber kein Foto sondern ein Mensch ist. Nur konnte Starbug dieses Blinzeln ganz einfach simulieren – mit einem hellen Stift, den er vor den Fotoaugen auf und ab bewegte. Denn die Algorithmen suchen nicht nach Menschen. Sie suchen nach Mustern. Der Wechsel von dunkel- hell-dunkel war dabei das Muster für „Auge auf“-„Auge zu“-„Auge auf“.
Mit diesen Vorführungen wollen Starbug und der Chaos Computer Club eine Debatte über biometrische Daten anstoßen und die Menschen für das Trügerische des vermeintlichen Sicherheitsversprechens sensibilisieren. Bei mir hat das funktioniert. Als mein iPhone beim Update die Sicherung per Fingerabdruck vorschlug, lehnte ich ab. Und als Maria fragte warum, zeigte ich ihr Ausschnitte aus einem Youtube-Video des Hackers.
Dass wir allerdings auch bei geposteten Fotos achtsam sein sollten, wurde mir erst nach dem Artikel zum Victory-Zeichen klar. Nun will ich meiner Tochter auch beibringen, ihre Hände möglichst nur noch mit der Rückseite in Richtung Kamera zu strecken. Vielleicht ist das etwas hysterisch von mir.
Vielleicht ist es aber ein wichtiger Schritt zum Schutz ihrer Privatsphäre. Das wird die Zukunft zeigen.