Berlin steht mit der Berlinale wieder im Zeichen des Kinos. Ich habe versucht, mich zu erinnern, wann ich das letzte Mal zu einem Film meiner Wahl im Kino war. Es fiel mir nicht ein.
Seit Maria auf der Welt ist, bestimmt sie unser „Kulturprogramm“. Anfangs waren es Ausflüge ins Puppentheater, dann Besuche von Märchenaufführungen im Kindertheater und seit einigen Jahren gibt es regelmäßige Familiennachmittage im Kino.
Zuletzt waren wir im Disney-Animationsfilm „Vaiana“. Die Häuptlingstochter bricht heimlich von der südpazifischen Insel ihres Stammes auf, um der Göttin Te Fiti ihr Herz zurückzubringen, dass der Halbgott Maui gestohlen hat, und so ihre Insel vor dem Untergang zu bewahren. Auch wenn in dem Film relativ viel gesungen wird – was ich persönlich total überflüssig finde – habe ich mich über „Vaiana“ gefreut.
Die großen Filmfirmen scheinen langsam zu begreifen, dass auf männliche Hilfe wartende Prinzessinnen kaum Rollenvorbilder für Mädchen sein können. Bei Cinderella, Schneewittchen, Arielle und Anna in „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ hängt deren Schicksal noch von erlösenden Küssen und Hochzeiten ab. Die „Heldinnen“ selbst haben wenig Handlungsspielraum.
Bei Vaiana ist das anders. Die Häuptlingstochter holt sich bei ihrem Abenteuer zwar die Unterstützung des selbstverliebten Halbgottes Maui, doch der muss weder geküsst noch angeschmachtet werden. Er ist ein Kumpel, der ihr zur Seite steht. Das Mädchen bekommt auch den Beistand der Frauen ihrer Familie, die Vaiana dazu anhalten, ihr Schicksal selbst in die Hände zu nehmen. Ähnlich wie im Pixar-Film „Merida“ ist es die junge weibliche Hauptfigur, die aus eigener Kraft den bösen Zauber bannt.
Und wer weiß, vielleicht wird eines Tages auch eine Heldin wie „Ruby“ fürs Kino entdeckt, die Zeichenfigur der finnisches Programmiererin Linda Liukas. Während das rothaarige Mädchen magische Edelsteine sammelt, zeigt es die Grundideen des Programmeschreibens und dass es fast immer eine Lösung gibt – wenn man dafür ein Problem in viele kleine zerlegt. Noch erlebt Ruby ihre Abenteuer im Buch. Diese Woche erschien „Hello Ruby“ beim Bananenblau Verlag auch auf Deutsch. Ich freue mich auf die Vorleseabende mit der kleinen Programmiererin. Und auf das Kopfkino mit ihr und Maria.