Bald wird meine Tochter auf die Youtube-Medienwelt stoßen. Bevor es soweit ist und sie mehr auf ihre Freunde und Freundinnen hört als auf ihre Mutter, möchte ich ihr ein paar Leute aus dieser digitalen Youtube-Clique zeigen. Sie soll ihre Youtuber nicht nur nach Abonnenten und Klickzahlen sondern auch nach Haltung und Werten abchecken. Auf der KinderMedienKonferenz saß ich bei einer Diskussionsrunde mit drei Internet-Medienmachern auf der Bühne, die ich innerlich sofort in Marias digitale Clique einlud.

Vor kurzem war ich in Erfurt beim Barcamp „Kinder Jugend Medien“. Eine offene Konferenz rund um das Thema digitale Kommunikation, bei der sich jeder einbringen und Vorträge oder Workshops zu den unterschiedlichen Facetten der neuen Medien halten kann. Diese Veranstaltung ist Teil einer neuen Macher-Kultur. Warum ich mir wünsche, dass diese Bewegung mindestens die gleiche mediale Aufmerksamkeit bekommen würde wie die Digital-ist-Droge-These eines Manfred Spitzers.

Bald wird Maria ihre ersten SocialMedia-Profile anlegen wollen. Das macht mir leichte Bauchschmerzen. Ich will ihr nicht verbieten, sich vor dem Spiegel der des 21. Jahrhunderts in verschiedenen Posen auszuprobieren. Ich möchte sie aber davor bewahren, zu viel von sich preiszugeben. Nur wie? Dazu bekam ich auf der "Privacy Week" vom Chaos Computer Club Wien interessante Gedankenanstöße.

Vor etwa 100 Jahren posierte ein kleines Mädchen beim Fotografen. Im schönsten Sonntagskleid schaute es ernst in die Kamera. Dieses Mädchen war meine Großmutter. Fotografiert werden, blieb für sie ihr Leben lang etwas besonders. Für ihre Urenkelin dagegen ist es alltäglich. Und doch werden auch für sie Fotos - beziehungsweise die Herzen und Likes darunter -  bald darüber mitentscheiden, was erinnerungswürdig bleibt und was nicht. 

Cyber-Grooming – ein dunkles Phänomen der virtuellen Welt, dass die ARD mit einem Themenabend beleuchtete. Täter, die sich im Netz erst das Vertrauen ihrer Opfer erschleichen und sie dann mit pikanten Lebensmomenten erpressen. Wendet sich ein Kind mit solchen Problemen an seine Eltern, können die sich – bei aller Panik – auch freuen. Über das Vertrauen. Und es gibt einen Fehler, den sie auf keinen Fall machen sollten…

Bei der diesjährigen Schuleinführung stand Maria auf der Bühne und sang mit ihren Klassenkameraden für die neuen Schüler. Meine Kleine gehört jetzt zu den Großen! Schon drei Jahre ist es her, dass sie ihren Tablet-Computer in der Schultüte fand. Drei Jahre, in denen wir bei gemeinsamen Expeditionen in die virtuelle Welt gewachsen sind. Beide!

Als ich einer Kollegin erzählte, dass ich mit Maria auf Pokémon-Jagd gehe, meinte sie: „Du machst auch jeden Scheiß mit.“ Schließlich ist Maria erst acht, hat noch kein eigenes Smartphone und der Hype könnte theoretisch an ihr vorbeiziehen. Aber ich wollte ihr spielerisch ein paar wichtige Verhaltensregeln mit auf den Weg geben. Und als die besorgte Mutter in mir halbwegs beruhigt war, hatte ich endlich auch einen Blick für die Chancen, die diese neue Spielform birgt.