Erziehung ist Glückssache!

Der pädagogischste Ansatz ist dahin, wenn einem das Leben dazwischen kommt. Das merkte ich mal wieder, als ich Maria etwas über Gewinnspiele beibringen wollte. Die Idee dazu war spontan entstanden.

Einmal in der Woche überschneiden sich unsere Termine so, dass mein Mann mir Maria ins Büro bringt und dann zur Arbeit geht. So auch an diesem Tag. Auf dem Weg zum Verlag hatten die beiden den Kindersender "Radio Teddy“ gehört. Zwischen den Liedern gab es ein Gewinnspiel mit einer Frage. „Mama kann ich da auch mal anrufen?“, fragte mich Maria auf dem Weg zum Fahrstuhl. Spontan wollte ich „Nein“ sagen, aber dann dachte ich: „Warum eigentlich nicht?“ Gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche geschlagen: Maria wäre im Büro beschäftigt und würde auch noch lernen, wie aussichtslos Gewinnversprechen sind.

Am Schreibtisch angekommen suchten wir im Internet „Radio Teddy“ samt der Telefonnummer. Maria bekam den Platz neben mir und wählte und wählte und wählte. Dauernd war besetzt. „Naja, Schatz, da rufen ganz viele an.“ Irgendwann gab es ein Freizeichen und jemand nahm ab – doch die Frage war längst beantwortet, der Gewinn weg. „Das ist ja blöd“, meinte meine Siebenjährige enttäuscht. Da ging die Lehrerstochter in mir durch.

„Das ist ja der Trick dabei. Jeder Anruf kostet Geld. Je mehr bei so etwas mitmachen, desto mehr haben die anderen davon. So was gibt vor allem auch im Fernsehen oder im Internet. Und im schlimmsten Fall kann passieren, dass du ganz viel Geld fürs Telefonieren ausgibst – mehr als der Gewinn bringt.“

Im Computer lief weiter "Radio Teddy“, der Moderator verkündete, dass er noch drei Spiele zu verlosen hatte. „Kannst es ruhig weiter versuchen“, sagte ich und war mir meiner Lektion sicher. Maria wählte und wählte – und kam durch. Direkt zum Mann im Radio: „Du hast ein Monopoly Junior gewonnen. Glückwunsch!“ Maria reichte mir den Telefonhörer weiter und leicht irritiert gab ich unsere Kontaktdaten durch. „Freust du dich nicht für mich“, fragte Maria, als sie in mein Gesicht sah. „Doch irgendwie schon. Aber eigentlich sollte das anders laufen.“ „Mama, du musst dir keine Sorgen machen. Ich ruf jetzt nicht dauernd an. Nur, wenn ich was gewinnen will". Wir mussten beide lachen.

Eins hat Maria dabei übrigens gelernt: Die Telefonnummer von "Radio Teddy"!