Bei uns im Flur steht eine Schreibmaschine, als Dekoration. Vor kurzem hatte Maria Besuch von einer Freundin und die stand fasziniert davor. „Was ist das?“ „Damit hat man früher Briefe geschrieben“, meinte Maria. Und: „Komm, lass uns alte Zeit spielen und unsere Namen tippen.“ Ich, die ich in meiner Jugend Schreibmaschineschreib-Kurse besucht hatte, fühlte mich plötzlich ein bisschen wie ein Museum.
Für meine Tochter ist es völlig normal, dass Menschen in der U-Bahn auf kleine Displays starren, sie beim Telefonieren die Oma in Mexiko sieht und das Wissen aus Tausenden Büchern in sekundenschnelle abrufbar ist.
Screenshot "Playtime"
Nicht einmal der lächelnde Kritiker der Moderne, der Regisseur und Komiker Jacques Tati, hätte sich das vor über 40 Jahren ausdenken können. In seinen filmischen Zukunftsvisionen „Playtime“ und „Mon Oncle“ gibt es zwar Häuser, deren riesige Fensterfronten bis auf den Boden reichen, schmale Fernseher, die an den Wänden hängen, Bewegungsmelder, Großraumbüros und automatische Küchenhilfen, aber von der Wucht der Digitalisierung ahnte er nichts. Wie würde seine Hauptfigur, der Monsieur Hulot, heute auf eine moderne Familie blicken?
Diese Frage schoss mir durch den Kopf, als Maria auf der Schreibmaschine tippte.
Kurz darauf fand ich eine Mail von Sven, der aus der Sicht eines Vaters unter Dadsfinest zur Digitalisierung bloggt und mich zur Blogparade von Microsoft einlud.
Blogparaden funktionieren nach dem Prinzip „Ringlein, Ringlein, du musst wandern, von dem einen zu dem andern.“ Ein bestimmtes Thema wird von einem Blog zum nächsten weitergegeben und verlinkt, und am Ende kann man die Wanderung per Mausklick nachverfolgen. Bei mir waren so die Fragen gelandet: „Was bedeutet (digitale) Schaffenskraft für euch?“ und „Wie verändert die Digitalisierung des Familienlebens euren Alltag?“
Dabei ist unser Familienleben in meinen Augen nicht besonders digitalisiert. Ein Küchenkalender ist unser Terminverwalter, die Buchseiten werden abends beim Vorlesen noch umgeblättert, das Fernsehprogramm kann nicht per Timeshift-Funktion angehalten werden und das Licht wird per Schalter an- oder ausgeknipst.
Monsieur Hulot hingegen käme aus dem Staunen kaum heraus: Wir skypen mit der Oma und Gutennachtküsse gibt es manchmal per Facetime. Wenn ich Marias Fragen nicht beantworten kann, sagt sie manchmal: „Frag doch das Internet!“, und ich greife zum Smartphone. Fürs Basteln finden wir auch bei Youtube-Tutorials Ideen und wenn Maria mal wirklich langweilig ist, spielt sie mit ihrem Kindertablet oder wir nehmen mit PuppetPals kleine Trickfilme auf.
Wie das unseren Alltag verändert? Ich bin neugieriger geworden – weil wir gemeinsam Dinge zum ersten Mal probieren oder kreieren können und ich mich dabei von Marias kindlicher Wissbegierde anstecken lasse. Aber auch, um zu sehen, auf welchen virtuellen Spielplätzen meine Tochter bald toben wird.
Ich bin achtsamer geworden, weil ich Maria Werte aus der analogen in die virtuelle Welt mitgeben will und permanent auf der Suche nach Übersetzungshilfen bin. Maria ist ein neugieriges Mädchen geblieben, dass trotz digitalem Spielzeug noch immer gern analog bastelt oder „Mensch ärger dich nicht“ spielt. Manchmal lösen wir uns aus unseren klassischen Mutter-Kind-Rollen, weil Maria bei der Bedienung von Tablet & Smartphone schneller und intuitiver ist als ich.
Trotzdem würde Tatis Monsieur Hulot hinter der ihm fremden digitalen Oberfläche Altbekanntes entdecken: Respekt, Regeln, Vertrauen und Spaß.
Den Blogparade-Ring möchte ich weiterreichen an #Neuland-Experte Wapoid Tompson. Bin gespannt, was er zu berichten hat.