Die Nacht bevor ich endgültig ein Smartphone in unseren Familienalltag ließ, lag ich lange wach. Tat ich das Richtige? Das Internet schien mir ein Meer an Möglichkeiten, nur leider sah ich erstmal vor allem die vielen Untiefen.
Ich hatte gerade „Verloren unter 100 Freunden“ gelesen, wo die Soziologin Sherry Turkle beschreibt, wie Facebook & Co die jungen Seelen vereinsamen lässt, wie junge Mädchen den Kontakt zu sich selbst verlieren, ihre Gefühle nur noch über die Likes der virtuellen Freunde definieren und im schlimmsten Fall nur noch für die Spiegelung ihres Internetprofils lebten.
Bei Ted-Talks, einer unglaublich interessanten Internetseite, wo Experten der verschiedensten Fachgebieten zu Wort kommen, war ich – passend zum Thema – über einen Vortrag von Cindy Gallop gestolpert. Sie erzählt darin, wie die überall im Netz zugängliche Pornografie das sexuelle Verhalten der Jugendlichen verändert. Und für meinen Geschmack nicht unbedingt zum besseren.
Auch fiel mir wieder die Geschichte von Amanda Todd ein, einem 15-jährigen Mädchen aus Kanada, die für einen Chatpartner unbedarft nackt vor der Webcam posiert hatte. Er speicherte die Bilder, terrorisierte und erpresste das Mädchen damit, schickte die Nacktfotos an Amandas gesamtes Umfeld. Am Ende nahm sich das verzweifelte Mädchen das Leben.
Klar, Maria konnte noch nicht einmal lesen. Bis sie also auch nur in die Nähe dieser Untiefen käme, würden Jahre vergehen.
Dazu kamen die vielen Kommentare von Eltern, die ich in verschiedenen Blogs fand, dass Kinder nix im Internet zu suchen hätte, geraubte Kindheit etc.
Mein Bauch aber sagte mir, es ist an der Zeit meinem Kind das Meer zu zeigen, das da hinter den Buchstaben www anschwoll. Noch konnte ich sie nämlich bei der Hand nehmen, ihr die ersten Schwimmbewegungen beibringen. Ich will sie stark machen, bevor sie sich pubertierend in die Wellen wirft. Ich will ihr auch die Schönheit und die unendlichen Möglichkeiten der digitalen Welt zeigen. Will ihre Neugierde wecken. Und vor allem will ich ihr beibringen sich zu schützen, wenn ich sie nicht mehr beschützen kann.