Maria geht ganz anders an den Computer heran als ich. Mein PC-Grundgefühl ist eher von Ehrfurcht geprägt, ihres vorallem von Neugierde. Spontan wollte sie mal wieder das 3D-Cafe DimensionAlley besuchen, dort etwas bauen und drucken. Wir sahen uns einige mögliche Vorlagen an und Maria entschied sich für einen Tintenfisch. Theoretisch musste man nur Formen auswählen und in die Markierungen auf das Baufeld ziehen. Da meine Sechsjährige den Umgang mit der Mouse nicht gewöhnt ist - ihr Tablet reagiert über Wischen - wollte ich helfen. Doch irgendwie klappte es nicht, und was da auf dem Bildschirm wuchs, hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem Calamar. Was hingegen immer deutlicher wurde war mein „Ich hab' das Internet gelöscht“-Gefühl: Verzweiflung, gepaart mit Wut.
Zum Glück stieß eine computeraffine Freundin zu uns. „Wollen wir lieber was eigenes bauen“, fragte sie und nahm dann mit Maria zusammen die Mouse in die Hand. Plötzlich war da Unbeschwertheit und die beiden ließen ein Phantasie-Gebilde in Rot mit Flügeln und Stachel entstehen. „Musst nicht traurig sein Mama“, meinte Maria zu mir: „Ist doch so viel schöner.“ Was ich als Niederlage empfand, war für sie einfach ein schöpferischer Prozess - wie beim Basteln.
Bei der Internetkonferenz re:publica in diesem Jahr war der jüngste Redner einen Kind. Der zwölfjähriger Lorenzo. Kein hochbegabter Informatiker, sondern ein ganz normaler Junge, der davon erzählte, wie er soziale Netzwerke nutzt. Auch er hatte dabei diese Leichtigkeit im Umgang mit „Fehlern“, gab offen zu, dass einer seiner Accounts nicht zu löschen ist - weil er das Password vergessen hat. Lorenzo erforscht mit der „Try and Error“-Methode die Vielfalt der sozialen Netzwerke, Maria noch die Funktionen ihres Computers. Wir Eltern beobachten sie dabei, um sie zu beschützen – und nebenbei von ihnen zu lernen.