Der Fisch im Schwarm

Foto: Privat

In den Ferien waren wir im Stralsunder Ozeaneum. Dort können Kinder mit einem Detektivpass, den es gratis an der Kasse gibt, durchs Museum auf Spurensuche gehen und einen Diebstahl aufklären. Als Marias Co-Ermittlerin erlebte ich eine völlig neue Art von Museumsbesuch.

Wir hielten Ausschau nach gekennzeichneten Vitrinen, suchten zwischen Korallen nach dem Tatwerkzeug, in Fischnamen nach Lösungswörtern und tauschten mit anderen Detektivteams Hinweise aus. Maria war so in die Aufklärung des Falls vertieft, dass sie sich kaum zu einer Pause überreden ließ. Am Ende konnten wir den Täter ausmachen und sogar das Diebesgut wiederfinden! Im Museumshop gab es dafür eine Urkunde samt einem Schokoladenkäfer.

Am faszinierendsten fand ich dabei, wie dutzende Kinder (und Eltern) ähnlich einem Schwarm der gleichen ausgelegten Spur folgten, dabei aufeinandertrafen, sich auch halfen und trotzdem jeder einzelne für sich das Gefühl haben konnte, ein Meisterdetektiv zu sein. Mit diesem Erlebnis wollte ich Maria auch das Schwarmverhalten im Internet erklären.

Laut Duden ist Schwarmintelligenz „die Fähigkeit eines Kollektivs zu sinnvoll erscheinendem Verhalten“. Petitionsplattformen wie change.org oder avaaz.org leben von diesem Verhalten. Je mehr mitmachen und sich im Internet öffentlich dazu bekennen, desto größer und eindrucksvoller wird der Schwarm. Auf diese Art können beispielsweise politische Projekte beeinflusst, Abschiebungen verhindert oder Spielplätze gefordert werden.

Auch gibt es Möglichkeiten, mit Hilfe von Internt-Schwärmen Geld zu sammeln. Sei es als sogenanntes Crowdfunding auf Plattformen wie startnext.de oder kickstarter.com, die Finanzierungen für Firmenideen beziehungsweise Produkte auftreiben. So wie Linda Liukas, eine finnische Programmiererin, die in einem Bilderbuch mit der Heldin Ruby Kindern die Grundbegriffe des Programmierens beibringen will und für ihr Buchprojekt über 30 000 Dollar im Internet sammelte.

Mit dem Schwarm können aber auch Spenden für bedürftige Menschen erbeten werden, wie bei betterplace.org oder gofundme.com. Auf dieser Seite wurde gerade für James Robertson gesammelt, einen 56-jährigen Arbeiter aus Detroit, der bisher jeden Tag 33 Kilometer zur Arbeit lief, weil er sich kein Auto leisten konnte. So dauerte der Hin- und Rückweg länger als seine eigentliche Schicht. 300 000 Dollar kamen für Robertson zusammen. Theoretisch könnte er sich jetzt einen ganzen Fuhrpark zulegen. Ob ihm die unerwartete Spendenflut Glück bringt, wird das Leben zeigen.